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Sommer 2000

«Die Zimmer bauten sich in Pyramidenform übereinander auf. Sie wurden immer schöner, je mehr man sich der Spitze der Pyramide näherte, und stellten immer schönere Welten dar. Endlich kam man in das oberste der Gemächer, das die Pyramide abschloß und das schönste von allen war. Denn die Pyramide hatte wohl einen Anfang, das Ende aber sah man nicht; sie hatte eine Spitze, aber keine Basis, sondern wuchs nach unten ins Endlose fort. Das kam daher, wie die Göttin erklärte, daß es unter der unendlichen Zahl von möglichen Welten eine beste gibt, sonst würde Gott sich nicht entschlossen haben, überhaupt eine Welt zu erschaffen; dagegen gibt es keine, die nicht noch weniger vollkommene unter sich hätte: und deshalb geht die Pyramide nach unten ins Unendliche fort. Als Theodorus dieses oberste Gemach betrat, verfiel er einem Zustand von Wonnetrunkenheit, so daß die Göttin ihm zur Hilfe kommen mußte: ein Tropfen eines göttlichen Saftes, den sie ihm auf die Zunge träufelte, brachte ihn wieder zur Besinnung. Er war außer sich vor Freude. Wir befinden uns hier in der wirklichen Welt, sprach die Göttin, und du befindest dich an der Quelle des Glücks. Siehe hier, was Jupiter dir bereitet, wenn du fortfährst, ihm treu zu dienen. Hier nun ist Sextus, wie er ist und wie er wirklich sein wird. Er verläßt voll Zorn den Tempel, er mißachtet den Rat der Götter. Dort siehst du ihn nach Rom gehen, alles in Verwirrung stürzend, das Weib seines Freundes schändend. Hier erscheint er mit seinem Vater, vertrieben, geschlagen, unglücklich. Hätte hier Jupiter einen Sextus, der in Korinth glücklich, oder König von Thrakien wäre, an seine Stelle gesetzt, so würde es nicht mehr diese Welt sein. Und doch mußte er diese Welt wählen, die alle anderen an Vollkommenheit übertrifft und die Spitze der Pyramide bildet: denn sonst würde Jupiter seiner Weisheit entsagt und mich, die ich seine Tochter bin, verbannt haben.»

Gottfried Wilhelm Leibniz, Philosophische Schriften, Bd. 2.2, Ffm. 1996, S. 265ff.
 
1.
Soleil politique, 1972, in Marcel Broodthaers, Galerie nationale du Jeu de Paume, Paris 1991-92, S. 169
Ultramoderne, in Robert Smithson, The Collected Writings, Berkeley, Los Angeles und London 1996, S. 65
Michel Foucault, Die Ordnung der Dinge, Ffm. 1990, S. 17-28
Die Praxis der reflexiven Anthropologie, in Pierre Bourdieu/Loïc J.D. Wacquant, Reflexive Anthropologie, Ffm. 1996, S. 282ff.
Michel Foucault, Psychologie und Geisteskrankheit, Ffm. 1968, S. 9f.
Michel Foucault, Wahnsinn und Gesellschaft, Ffm. 1993, S. 7-16
Michel Foucault, Was ist Kritik?, Berlin 1992, S. 26f., 36, 40f.
Michel Foucault, In Verteidigung der Gesellschaft, Ffm. 1999, S. 189f., 170f.
Gottfried Wilhelm Leibniz, Philosophische Schriften, Bd. 3.2, Ffm. 1996, S. 665-681
Emmanuel Lévinas, Quelques réflexions sur la philosophie de l'hitlérisme, Paris 1997, S. 7-26
Der Nationalsozialismus - eine Doktrin?, in Lucien Febvre, Das Gewissen des Historikers, Ffm. 1990, S. 109-112
Emmanuel Lévinas, Die Zeit und der Andere, Hamburg 1989, S. 32ff.
Nom d'un chien ou le droit naturel, in Emmanuel Lévinas, Difficile Liberté, Paris 1995, S. 199-202
 
2.
Ein Historiker prüft sein Gewissen, in Lucien Febvre, Das Gewissen des Historikers, Ffm. 1990, S. 9-22
Michel Foucault, In Verteidigung der Gesellschaft, Ffm. 1999, S. 7-22, 62-70, 145-162, 196-214, 246-248
Antritt und Siegeszug der Wassermühle, in M. Bloch, F. Braudel, L. Febvre u.a., Schrift und Materie der Geschichte, Ffm. 1977, S. 171-197
Fernand Braudel, Sozialgeschichte des 15.-18. Jahrhunderts. Der Handel, München 1990, S. 630-645
Fernand Braudel, Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II, Bd. 1, Ffm. 1994, S. 15-19, 135-144, 351-368
Fernand Braudel, Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II, Bd. 2, Ffm. 1994, S. 17-50, 165f., 604-652, 706-715
Die Verbreitung der Palmenhaine zwischen Indus und Atlantik, in Fernand Braudel, Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II, Bd. 1, Ffm. 1994, S. 246
Das «wahre» Mittelmeer, von den Olivenpflanzungen bis zu den großen Palmenhainen, in Fernand Braudel, Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II, Bd. 1, Ffm. 1994, S. 331
Register der Seeversicherungen, die zwischen 1566 und 1571 in Genua abgeschlossen wurden, in Fernand Braudel, Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II, Bd. 2, Ffm. 1994, S. 388f.
Die toskanische Kaperei, in Fernand Braudel, Das Mittelmeer und die mediterrane Welt in der Epoche Philipps II, Bd. 2, Ffm. 1994, S. 709
Geschichte und Sozialwissenschaften. Die lange Dauer, in Fernand Braudel, Schriften zur Geschichte, Bd. 1, Stuttgart 1992, S. 49-87
Michel Foucault, Archäologie des Wissens, Ffm. 1990, S. 9-47, 104-112, 183-190, 265, 283-301
 
3.
Hannah Arendt, Besuch in Deutschland, Hamburg 1993, S. 23-65
Gottfried Wilhelm Leibniz, Philosophische Schriften, Bd. 2.2, Ffm. 1996, S. 259-269